84 Prozent aller pflegebedürftigen Menschen in Österreich werden zuhause betreut – der Großteil von Angehörigen (45 Prozent), gefolgt von mobilen Diensten (32 Prozent). 5,2 Prozent nutzen eine 24-Stunden-Betreuung.
Der große Beitrag, der von pflegenden Angehörige heute für das generelle „Funktionieren“ des österreichischen Pflegesystems geleistet wird, kann gar nicht hoch genug geschätzt werden. In Zukunft muss davon ausgegangen werden, dass diese informelle Form der Pflege weiterhin eine Rolle spielen wird, jedoch in verminderter Form: die Frauenerwerbsquote steigt weiter an, Familiengenerationen wohnen nicht mehr am selben Ort. In jedem Fall wird für die Pflege zuhause daher mehr formelle Unterstützung durch professionelle, mobile Pflege- und Betreuungsdienste notwendig.
In den eigenen vier Wänden bleiben und betreut werden zu können, ist der Wunsch vieler Menschen. Und auch aus volkswirtschaftlicher und individueller Sicht ist es sinnvoll, die Pflege zuhause zu ermöglichen: Rund 150.000 Menschen werden aktuell von mobilen Diensten zuhause betreut. In stationären Einrichtungen sind es rund 75.000. Die jährlichen Ausgaben für mobile Dienste liegen derzeit bei 616 Millionen Euro, jene für stationäre Einrichtungen dagegen bei 2,6 Milliarden Euro. Für den Einzelnen belaufen sich die Eigenkosten pro Monat im österreichweiten Durchschnitt auf 74 Euro für mobile Dienste bzw. 1.236 Euro für eine stationäre Einrichtung.
In einem Pflegesystem, das am Wohl der Menschen orientiert und gleichzeitig effizient und zukunftsfähig ist, ist die Pflege zuhause die wichtigste Säule. Es bedarf daher einer strategisch geplanten Maßnahmenreihe, um die Pflege zuhause weiterhin durch verschiedenste mobile Dienste zu ermöglichen und pflegende Angehörige maßgeblich zu unterstützen und zu entlasten.
Unter anderem sind folgende Maßnahmen notwendig:
In den vergangenen Jahren wurde immer wieder ein politisches Bekenntnis zur Stärkung der Pflege zuhause und dem Ausbau mobiler Dienste betont. Die dafür notwendigen finanziellen Investitionen bleiben jedoch in angemessener Höhe aus, stattdessen wird weiterhin unverhältnismäßig in stationäre Dienste, die teuerste Form der Pflege, investiert. Zwischen 2011 und 2016 stiegen die Bruttoausgaben für stationäre Dienste um 400,9 Millionen Euro (plus 18,4 %), jene für mobile Dienste um 126,2 Millionen Euro (plus 25,8 %). Im selben Zeitraum stieg die Zahl der betreuten Personen in stationären Einrichtungen um 3,3 Prozent, die Zahl jener, die durch mobile Dienste betreut werden, dagegen um 19,3 Prozent.
Für eine realistische zeitliche Bemessung unterschiedlicher Pflege- und Betreuungstätigkeiten, die auf die Bedürfnisse der pflegebedürftigen Menschen Rücksicht nimmt, bedarf es einer praxisorientierten Anpassung der aktuell geltenden Normkostensätze.
Die 24-Stunden-Betreuung wird zumeist von selbständigen Personenbetreuer/innen wahrgenommen, die von verschieden aufgestellten Trägern und Agenturen vermittelt und – je nach Selbstverständnis mehr oder weniger – begleitet werden. Um Missstände zu vermeiden und etwa zu verhindern, dass Betreuerinneninnen Tätigkeiten durchführen, für die sie formal keine Unterweisung bzw. Übergabe durch einen Arzt oder eine medizinische Fachkraft haben, bedarf es eines Qualitätssicherungssystems, das die Einbindung diplomierter Pflegekräfte vorsieht (siehe dazu auch RH-Bericht vom 23.03.2018.
Das Hilfswerk setzt bereits seit vielen Jahren konsequent und erfolgreich auf ein Qualitätscoaching durch diplomierte Pflegekräfte, die Qualitätsbesuche in den Haushalten machen und im Bedarfsfall medizinische Unterweisungen durchführen. Im Zuge dieser Besuche werden auch offene Fragen besprochen und fachliche Unterstützung und Beratung geboten.
Die 24-Stunden-Betreuung wird vom Bund mit 550 Euro gefördert. Seit der Einführung vor mehr als zehn Jahren fand keine Valorisierung statt, der Wertverlust der Förderung liegt mittlerweile bei mehr als 15 Prozent. Eine Erhöhung der Förderung ist also überfällig und könnte im Sinne einer nachhaltigen Aufwertung der 24-Stundenbetreuung an die Qualitätssicherung gebunden werden.
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